Festakt „30 Jahre Hospizbewegung OÖ“
25. November 2024Er war das „Urgestein“ der Palliativen Versorgung zuhause in Oberösterreich, hat in seiner Heimatstadt vor 25 Jahren die Hospizbewegung Bezirk Vöcklabruck gegründet und im Österreichischen Dachverband für die flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung mitgewirkt: Dr. Wolfgang Wiesmayr. Letzten Freitag ist er seinem schweren Krebsleiden erlegen.
1986 eröffnete Dr. Wiesmayr seine Praxis für Allgemeinmedizin in Vöcklabruck und war bei den Visiten bald mit Schicksalen konfrontiert, wo helfende Hände zuhause für schwerkranke Menschen und deren Familien alles gewesen wären. So formte sich eine Vision, die der mit viel Pioniergeist ausgestattete Arzt, nach und nach Wirklichkeit werden ließ.
1999 legte er den Grundstein für die Hospizbetreuung und gründete 2000 den freien Verein „Hospizbewegung Bezirk Vöcklabruck“ dem er bis letzte Woche als Vorstandsvorsitzender zur Verfügung stand.
2001 wurde er zum Obmann des Landesverbandes Hospiz OÖ gewählt, 2003 wurde er vom Land OÖ mit dem Aufbau des Mobilen Palliativteams Salzkammergut betraut, einem professionellen Team aus Diplomierten Krankenpflegern und Ärzten, die die palliative Versorgung in den Bezirken Vöcklabruck und Gmunden seit 20 Jahren 7 Tage die Woche mit 24 Stunden Erreichbarkeit leben. Auch hier stand er als ärztlicher Leiter bis letzte Woche in der Verantwortung.
Aufgeben war seine Sache nicht. So wie er selbst bei der Verwirklichung seines Lebenswerkes immer wieder an Grenzen stieß, aber diese zu überwinden verstand, so hat er es auch dem Krebs nicht leicht gemacht. Entgegen allen Prognosen hat er ihn mit einer unglaublichen Stärke und Beharrlichkeit, die ihn sein ganzes Leben lang begleitet haben, immer wieder in seine Schranken verwiesen.
Im und mit dem Dachverband Hospiz Österreich kämpfte Wiesmayr viele Jahre als Vorstandsmitglied für die Regelfinanzierung der Hospiz- und Palliativversorgung, der schließlich 2022 im Nationalrat zugestimmt wurde.
Er organisierte zahlreiche Ärztelehrgänge „Palliativ Medizin in der Praxis“ für niedergelassene Ärzte in Oberösterreich und konnte so weit über 200 Kollegen in Palliativmedizin ausbilden. In der OÖ Ärztekammer war er Referatsleiter für Palliativmedizin.
Zahlreiche Auszeichnungen wie das „Goldene Verdienstzeichen des Landes OÖ“ (2012), den „Äskulap Humanitätspreis“ (2008) oder die Verleihung des Titels Obermedizinalrats (2008) waren ihm nie so wichtig, wie darauf zu achten, dass es den Menschen in seinem Umfeld und seinen Patienten gut geht. Dafür hatte Wiesmayr ein besonderes Sensorium. Seine Großzügigkeit war grenzenlos, sein Verstand klar, sein Humor messerscharf.
Die Verwirklichung seiner größten Vision verdankt er den Franziskanerinnen in Vöcklabruck, die er Jahrzehnte medizinisch begleitete und deren Wirken er bei der 25 Jahre-Feier seiner Hospizbewegung in Vöcklabruck letzten Herbst mit den Worten „was die Politik versprochen hat, haben die Franziskanerinnen gehalten“ dankte. Die Eröffnung im kommenden Frühjahr wird er leider nicht mehr miterleben können: das stationäre Hospiz, ein Tageshospiz, die Nachfolger seiner Ordination in einem Primärversorgungszentrum und die Büros der Hospizbewegung Bezirk Vöcklabruck und des Mobilen Palliativteams vereint in einem Gebäude. Die Lücken, die Wiesmayr hinterlässt, sind unfassbar. All jenen, die davon betroffen sind, ist es vielleicht ein kleiner Trost, dass der Apfelbaum, der mit ihm und zu seinen Ehren heuer im Garten der Franziskanerinnen gepflanzt worden ist, bereits Früchte trug.